Sie möchten den Eindruck einer heilen Welt in der Holsten-Galerie, einem Shoppingzentrum in Neumünster, vermitteln. Mit der rechtsextremen Szene oder dem Rocker-Milieu habe der Tattooladen „Famous Tattoo – Lifestyle Store“ nichts zu tun, versichern Geschäftsführer Christian Franz und der Angestellte Matthias Stutz bei einem Gespräch mit Vertretern des „Runden Tisches für Toleranz und Demokratie“.
Die taz hatte in der Vergangenheit darüber berichtet, dass sich eine Mischszene aus Rechtsextremen und Rockern in Neumünster verankert. Dies wird durch den Umzug des Tattoo-Stores im Juni von der Holstenstraße in das zentral gelegene Einkaufszentrum mit rund 90 Geschäften deutlich. Die Versicherungen wirken wenig glaubhaft: Im Hintergrund agiert in dem Laden Peter Borchert, der eine lange militante Vita im Rechtsextremismus hat – von der NPD über die Kameradschaftsszene bis hin zur Gruppe „Combat 18 Pinneberg“. Zudem gehört er dem Rockerspektrum rund um das verbotene „Probationary Chapter Neumünster” der Bandidos an.
Borchert soll auch Stutz für die Bandidos angeworben haben. Aufnahmen, die die Kampagne „Kein Fame für Famous. Schöner Leben ohne Naziläden“ dokumentierten, zeigen Borchert und Stutz in Kutten des Rockerclubs und in T-Shirts des Tattoo-Shops. Im Netz könnte Borchert, der gegenüber der taz erklärte, keine geschäftliche Beziehung zu dem Laden zu unterhalten, eine Unachtsamkeit unterlaufen sein. Von seinem privaten Account antwortete er auf eine Nachfrage zu den Öffnungszeiten an Weihnachten 2018 auf der offiziellen „Famous“-Facebook-Seite: „Bis zum 20.12. Dann sind wir im Urlaub“. Wir? Damit outete sich Borchert, den die Polizei „der organisierten Kriminalität“ zuordnet, als Teammitglied.
Kaum hatte die antifaschistische Kampagne gegen dieses Netzwerk, das noch ein weiteres Tattoo-Studio und eine Bar betreibt, geplante Aktionen bekannt gegeben, erfolgten prompt erste Reaktionen – von ganz weit rechts. Die NPD erklärte ihre Solidarität für „Famous“ und rief dazu auf, die für kommenden Samstag geplante Kundgebung zu stören.
Diese findet vor der Holsten-Galerie statt. Im Internet hat auch die temporäre Webseite „Der Angriff“ zur Gegenmobilisierung aufgerufen. Dort hieß es, das „linke Spektrum in Neumünster” wolle, „ein Unternehmen (…) aus unserer Stadt“ vertreiben“. Diese „kommunistischen Weltverbesserer“ würden gegen das „Famous“ und seinen Betreiber hetzen: „Wir Nationalisten und Patrioten aus Neumünster und Umgebung sollten auch hier ein Zeichen gegen die Hetze der linksradikalen Gruppen“ setzen. Diese Solidarität zeugt von großer Nähe der Szene zum Team des Tattoo-Ladens.
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