Nach den Erfolgen der Kampagne “Schöner leben ohne Naziläden” liegen bei dem Tattoostudio “Famous” offenbar die Nerven blank. Wie uns berichtet wurde hat Geschäftsführer Matthias Stutz, dessen Mitgliedschaft beim Rockerclub “Bandidos” wir u.a. im Braunbuch nachgewiesen hatten, am gestrigen 23.12. in der Holstengalerie Menschen angegriffen, die er scheinbar für die Kampagne und auch die Kündigung seines Studios verantwortlich macht. Nach Pöbeleien ging er zu Fußtritten gegen den Kopf über, einer der Geschädigten trug ebenfalls eine Schnittwunde davon. Eine der geschädigten Personen erstattete Anzeige bei der Polizei, die auch einen Streifenwagen zur Spurensicherung in die Holstengalerie schickte. Das Management des Shopping-Centers, das in sozialen Medien u.a. mit dem Vorwurf konfrontiert wurde, dass die Security nicht einschritt und auch niemand die Polizei rief, verwies darauf, dass sie “keinen Einfluss auf das Verhalten von Einzelpersonen” hätten. Für uns ist klar: Das Management hat sehr wohl Einfluss darauf, an wen Geschäfte in der Holstengalerie vermietet werden. Wir sehen unsere Forderung bestätigt: Nazis und kriminelle Rocker raus aus der Holstengalerie!
Das “Famous Tattoo & Lifestyle Store” behauptet, nichts mit dem ehemaligen NPD-Landesvorsitzenden Peter Borchert zu tun zu haben und sieht die Kündigung entgegen der Faktenlage als ungerechtfertigt an. Um das gerichtlich durchzusetzen, werden sie von einem Anwalt vertreten, der schon mehrfach als Anwalt ausgerechnet von Borchert aufgetreten ist. Das “Café Alerta” des Freien Radio Neumünster hat recherchiert und noch mehr herausgefunden:
Die Lokalpresse, aber auch die Hamburger Morgenpost und Taz-Journalist und Rechtsextremismus-Experte Andreas Speit berichten, dass der Mietvertrag mit “Famous” gekündigt wurde. Eigentlich war dieser für zehn Jahre abgeschlossen wurden, steht aber bereits nach einem halben Jahr vor dem Aus. “Der Laden wehrt sich gegen den Rausschmiss, eine Räumungsklage läuft”, fasst Speit die aktuelle Situation zusammen. Alle Berichte sind nachzulesen unter https://keinfamefuerfamous.noblogs.org/presse/
An den Vorsitzenden des Aufsichtsrates der Otto Group (GmbH & Co KG)
Herr Prof. Dr. Michael Otto
Werner-Otto-Str. 1-7
22179 Hamburg
Sehr geehrter Herr Otto,
seit mehreren Wochen warten wir in Neumünster auf die von ECE angekündigte Prüfung der Vorwürfe gegen die Geschäftsführung des Famous Tattoo Shops in der Holsten-Galerie in Neumünster. Wir wehren uns dagegen, dass bekannte Angehörige der Naziszene und Mitglieder von Rockergruppen mitten in der Stadt ihren dubiosen Geschäften nachgehen können und damit gegen den „Code 0f Conduct“ der Otto Group verstoßen.
Unter unserem Motto „ Schöner Leben ohne Naziläden“ wird demnächst wieder eine Aktion auf dem Gänsemarkt in Neumünster stattfinden und somit direkt vor dem Eingang zur Holsten-Galerie. Es liegt an Ihnen und an den klaren Aussagen zu unserer Forderung, den Vertrag mit dem Famous Tattoo Shop zu kündigen, die wir in den nächsten Tagen erwarten, ob sich der Protest dann auch gegen die Otto Group richten wird.
Mit freundlichen Grüßen, Ihr AFA-Netzwerk Neumünster
Dr. Hans-Udo Richarz Chief Compliance Officer
ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG
Heegbarg 30
22391 Hamburg
Ihr Mieter ein Nazirocker? Offener Brief an ECE Compliance
Sehr geehrte Damen und Herren,
ein Teil Ihrer Beschäftigten toleriert offenkundig demokratiefeindliche Positionen und steht dem rechtsextremen Gedankengut neutral anstatt ablehnend gegenüber wie aus der Vermietung eines Shops in der „Holstengalerie Neumünster“ an das „Famous Tattoo & Lifestyle Studio“ ersichtlich wird. Den beigefügten Social-Media-Quellen können Sie entnehmen, in welcher Weise sich das Tattoo-Studio und sein
Personal diese Positionen zu eigen gemacht haben. Anlässlich der Kampagne „Kein Fame für Famous – Schöner leben ohne Naziläden!“ haben wir die Belege auf unserem Blog übersichtlich zusammengefasst, so dass Sie diese auch nachlesen können.
Dass dies in Zusammenhang mit Ihrem hanseatischen Unternehmen geschieht, sollte auch für Sie sehr befremdlich sein, beschreiben Sie doch in Ihrem Wertekanon, dass Sie „integer“ sind und „redlich“ handeln. Das Antifaschistische Netzwerk (AFA) in Neumünster nimmt dies jedenfalls mit Bestürzung zur Kenntnis. Teilen Sie uns doch bitte mit, wie ECE Compliance mit dem unredlichen Sachverhalt umgeht (bzw.
umgehen will). Die genannten Personen stehen überwiegend in Zusammenhängen mit Bandido- und Neonazi-Aktivitäten in den Städten Neumünster und Kiel und sind eben keine seriösen Geschäftspartner. Aus dem Personenkreis im Umfeld des Tattoo-Studios sind inzwischen Morddrohungen gegenüber KritikerInnen geäußert worden, zu denen das LKA Schleswig-Holstein ermittelt. Da es sich nicht nur um eine Person handelt, lässt sich auch schlecht von einem Einzelfall sprechen.
Ist Ihnen das „saubere und trendige Erscheinungsbild“ Ihres Shops wichtiger als eine klare Positionierung und damit Kündigung dieser Keimzelle brauner Gewalt mit Betreibern, deren Auftreten und Verhalten wirklich Anlass zu Beschwerden gibt?
Ihrer Stellungnahme innerhalb der nächsten 10 Tage sehen wir mit großem Interesse entgegen.
Wir warnen seit Wochen vor den gefährlichen Verstrickungen des Neumünsteraner Tattoostudios „Famous“ mit braunen Rockern. Als Reaktion auf die Kritik hat ein Famous-Unterstützer jetzt eine Morddrohung versandt.
Alexander Walter Wilhelm Hardt stammt ursprünglich aus Ostholstein und wohnt inzwischen in Neumünster. Hardt gehörte zum Umfeld des Nazitreffpunkts “Club 88” und von “Blood and Honour“, einem Neonazi-Netzwerk, mit dem Hardt 2005 – gemeinsam mit dem NSU – an einem Aufmarsch im dänischen Kolding teilnahm. Erstmals öffentlich bekannt wurde Hardt, als er wegen einer 2008 begangenen Schändung des jüdischen Friedhofs seiner damaligen Heimatstadt Neustadt i.H. angeklagt war – einer Aktion der neonazistischen Terrorgruppe „Combat 18“, zu der auch Peter Borchert gehörte. In der Folge fiel Alexander Hardt wiederholt durch Vergehen mit eindeutigen politischen Bezügen auf. So hat er das Booklet der verbotenen CD “Geheime Reichssache” der Band “Kommando Freisler” gestaltet. In dem Booklet sind unter anderem Hakenkreuze abgebildet und es wird auf der CD zu einer Neuauflage der Shoa aufgerufen. Auch für diese Vorgänge in Rahmen des “Blood and Honour”-Projekts “Kommando Freisler” fand sich Hardt vor Gericht wieder.
Nach Peter Borcherts NPD-Ausschluss gründete dieser erst die “Autonomen Nationalisten”, danach die Rockergruppierung „Bandidos“ im Norden – zu beiden gehörte schnell auch Borcherts Weggefährte Hardt. In den letzten Jahren ließ der politische Aktionismus von Hardt zugunsten seines Engagements bei den “Bandidos” etwas nach, allerdings ist der Kampfsportler Hardt immer noch eng mit der neonazistischen Szene verknüpft, so trainiert er in Neumünster in der unter Neonazis beliebten Kampfsportschule “Athletik Klub Ultra”. Hardt ist Gründer des “Polenschlüssel”-Versands in Kiel-Gaarden und auch Inhaber der Domains. In dem alltäglichen Geschäft schien vor allem er die Betreuung des Ladengeschäfts übernommen zu haben, wo er als Verkäufer auftrat. Der Laden fungiert inzwischen auch als Vereinsheim der „Bandidos“-Unterstützer „Mexicanos“. Hardt selber engagiert sich vermehrt im Kieler „Kingdom Tattoo“, das eine Freundschaft zum Neumünsteraner „Famous“-Shop unterhält. Mit „Famous“-Betreiber Stutz, ebenfalls Mitglied der „Bandidos“, ist Hardt befreundet. In den letzten Wochen verteidigte er mehrfach das „Famous“-Team in Neumünsteraner Facebook-Gruppen gegen Kritik.
Den KritikerInnen schickte er nun von seinem Instagram-Account „walterxwilhelm“ eine Morddrohung: Mit einem psychopathischen Lächeln im Gesicht klappt er ein imaginäres Messer auf und deutet an, den EmpfängerInnen seiner Drohung die Kehle durchzuschneiden. Aufgenommen wurde das Video in der Lifestyle-Bar “The Edge”, die ebenfalls zu den “Famous”-Betreibern gehört.
Das komplette Video, in dessen Vorspann einE KritikerIn auch explizit angesprochen wird, liegt der Polizei vor. Für uns bestätigt dieser Vorfall einmal mehr, dass “Famous” eine Gefahr für ein friedliches Zusammenleben in einem bunten Neumünster ist. Wir lassen uns nicht einschüchtern und fordern weiterhin: Den kriminellen Sumpf aus “Famous”, “The Edge” und “Notorious Ink” trockenlegen – schöner leben ohne Naziläden!
Während #Famous-Geschäftsführer Stutz die Behauptung wiederholte, dass an den von uns belegten Verstrickungen zur Nazi- und Rocker-Szene nichts dran wäre, standen einige seiner Bekannten aus eben dieser Mischszene vor dem Tattooladen, andere versuchten sogar, die Demonstrierenden einzuschüchtern. Diese Vorgänge sind in diesem Thread dokumentiert: https://twitter.com/AntifaNMS/status/1186018031354499073
Die Türkische Gemeinde in Neumünster e.V. hat Stellung bezogen in puncto #Famous: Der Vorsitzende Tufan Kıroğlu (re) sowie Pressesprecher İbrahim Ortaçer (li) betonen, dass es ein Fehler war, “Famous” eine Ladenzeile in der Holsten-Galerie zu vermieten, “wodurch diesen rechtsradikalen Strukturen die Möglichkeit gegeben wird, sich weiter in der Innenstadt und somit in der Öffentlichkeit zu etablieren”. In der Pressemitteilung heißt es weiter: “Wir, als Nachfahren der Gastarbeitergeneration, müssen immer wieder erleben, wie die rassistischen und menschenfeindlichen Strukturen immer weiter salonfähig geworden sind und damit auch den gesellschaftlichen Alltag gefunden haben.”
Sie seien es leid, dass ihr Neumünster viel zu oft “durch negative Ereignisse in den Medien gewesen [ist], leider aber viel zu selten mit positiven Eindrücken”: “Sogar bei der Landesdemokratiekonferenz (LDK) in Kiel sind Einwohner*innen in Bezug auf Neumünster immer wieder auf die vorhandenen Neonazi- und Kriminellen-Strukturen befragt worden.” Die Türkische Gemeinde wolle erreichen, “dass unsere Heimatstadt Neumünster den Ruf einer Stadt der Vielfalt bekommt”, und unterstützt die Kampagne als “Statement für Demokratie und Frieden”.